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In G. brennt das Haus von Familie K., den Nachbarn meiner Eltern. Es ist Nacht. Ich schlage mit den Fäusten auf die Haustür der K.s ein. Dahinter befindet sich Lubosch, das weiß ich. Er soll herauskommen, weil es brennt. Aber nur ein Brummen von drinnen, ja ja.. so schlimm wäre das nicht. Er säße gerade auf dem Klo und hätte vor, dort auch noch die nächste halbe Stunde zu verbringen.
Er erkennt die Gefahr scheinbar nicht. Ich verfluche ihn, sehe das Haus verbrennen.
Vor den Ruinen stehend werde ich plötzlich von hinten erschreckt. Es ist Lubosch: Ha ha reingefallen!
Arschloch.
Arschloch?
Entschuldigen Sie bitte, ich werde es nie wieder sagen..


Vergebliches Suchen nach den ORWO-Kassetten mit den Liedern und Gedichten, die mich Opa darauf singen und sprechen ließ. Es gibt Aufnahmen eines ganzen Tages und der Vorbereitungen von Oma und mir für eine Herrnhut-Reise. Ich muss etwa fünf Jahre alt sein. Opa moderiert zwischen meinen Beiträgen.

Ich habe immer in seinen Topfpflanzen nach den Sachen gewühlt, von denen Oma erzählte, dass der Alte sie dort vor den Russen versteckt gehalten hätte. Nie etwas gefunden.

Wahrscheinlich liegen die Bänder noch irgendwo in G.

Bis zum Mittag mit dem Starfighter ziellos durch die Gegend fahren, auf der Suche nach Häusern, in denen leere Wohnungen zu vermuten sind.
Ein paar Nummern von Verwaltungen herausbekommen und notiert.

Nachmittags Texte verschicken und bei Vermittlungsagenturen nach Wohnungen suchen. Relevante Ausbeute: 3 Adressen.

Frage Lubosch, ob seine Eltern sich nicht zu heute angekündigt hatten.
"Ach du Scheiße, ja!"
Verspreche ihm zu helfen.
Ab 16.00 Uhr putzen wir fast zwei Stunden lang seine Wohnung wie die Besessenen.
Danach sieht es halbwegs normal aus. Lubosch ganz aus dem Häuschen, erkennt alles kaum wieder.
Dann irgendwas nicht in Ordnung bei mir. Blut und ein ziemlicher Schrecken. Rufe bei der Ärztin an.
"Ist es helles oder dunkles Blut?"
"Helles.."
Dann bestünde kein Grund zur Sorge. In etwa vergleichbar mit Zahnfleischbluten, da ja alles viel stärker durchblutet sei und eben auch empfindlicher.
Erleichterung.

Dann Luboschs Eltern.
Verdrücke mich nach kurzem Händeschütteln in der Küche lieber erstmal nach nebenan vor den Rechner, tue als hätte ich etwas zu erledigen. Höre sie reden. Eine Stunde lang über die Dosgana und das Essen dort.
"S war ja so lecker, nu? Und och gornisch deuer, nu?"
Gebe mir dann einen Ruck und gehe zu ihnen in die Küche.
Es dauert etwa zwanzig Sekunden, bis sie meinen Bauch zu deuten verstehen.
Dann geht das Geplappere los. Warum denn nichts gesagt und wie schön, ein Enkelchen und der Babba kann ein Bettchen bauen und ob eine Wohnung da ist - groß genug? Noch nicht? Na in Straußberg gibts ja so schöne Wohnungen, ganz modern. Über ihnen wohne ja auch ein Päarchen. "Zwei Lesben!", flüstert die Mutter. Aber da sei sie nicht so, das seien ganz nette Mädels.
Na da komme ich doch jetzt mit essen, oder? Der Vater kaum einmal zu Wort gekommen.

Als Vierergespann dann zum Thailänder auf der Schönhauser. Muss seltsam aussehen. Die Mutter stöckelt schweratment vorneweg, dann schweigsam der Vater, Lubosch und ich trotten wie Falschgeld hinterher.
Lubosch, sein Vater und ich: Sushiplatte. Die Mutter: Ente und zwischendurch noch Sushi von den anderen Tellern. Wahnsinn, was sie vertilgt. Sie redet weiterhin vom Kochen und Essen und ab und an von Kinderspielzeug und Sabberlätzchen.
Einmal schafft der Vater einen fast vollständigen Satz zu sagen, ohne von ihr unterbrochen zu werden. Dass er als Kind kurz nach dem Krieg Krebse aus dem Fluss geholt und gekocht habe. Würde ihm gern weiter zuhören, aber es ist nicht möglich.

Abends mit Lubosch in der Lotterstrasse.

Zum Frühstück mit Franziska Linkerhand am Fenster. Der dritte Anlauf nun schon und alles sieht danach aus als folgte ein weiterer. Einfach kein reinfinden möglich. Überhaupt diese Menge und dann nichtmal die Aussicht auf einen Schluss.
Ein gesechsteilter Sesamring mit verschiedenem Süßen beschmiert und ein weiches Ei. Freue mich in solchen Situationen oft so sehr über das ganze Ambiente, dass ich mich nicht auf Zeitung oder sonstige Lektüre konzentrieren kann. Das gehört rituell dazu, aber nichts an Inhalten dringt wirklich ins Bewusstsein. Vielleicht also einfach der falsche Moment für diesen dritten Versuch.

Um 11.00 Uhr bei Thalia. Das Enke-Buch abholen. Wie idiotisch eigentlich, in der Wörther Strasse hätte ich es für lau oder zum Rabatt bekommen. Aber die Bestellung muss eine Art Zwangshandlung gewesen sein. Als ich die ehemalige Chefin der Kleist-Buchhandlung letzte Woche hier Taschenbücher in Stapeln sortieren sah und sie mit diesem wütend bis depressiven Kopfnicken gegrüßt hat, habe ich reflexartig bei ihr bestellt. Als ob ihr das etwas nützen würde. Es muss erniedrigend sein, von der eigenen, gut sortierten Buchhandlung in diese Ramschatmosphäre hier.
Das Enke-Buch sehr amüsant, aber eigentlich ja nichts neues. Das Strichmännchen-Daumenkino eben.

Gegen 13.00 Uhr Anruf bei Uwe wegen der richtigen Adresse für die kurzen Texte.
Aha zu Frau Messmer, nicht mehr als jeweils 2000 Zeichen.

13.30 in die Oderberger. Schaffe es ganz knapp. Der Mann von der Hausverwaltung und das ganze Haus riechen auf einen Kilometer nach Blockwart mit eiserner Hand. Als er mich in die 3. Etage führt, reibt er am Treppengeländer einen imaginären Fleck mit dem Ärmel seines grauen Hausmeisterkittels fort.
Alles klar.
Alles riecht gebohnert und ist auf gediegenem Ost-Standart. Ordentlich gestrichene Papptüren und säuberlich verlegtes Linoleum. Bekomme schon nach zehn Sekunden in der Bude Depressionen. Ausserdem ist es laut. Da kann ich auch auf einem Mittelstreifen zelten.
Wie kann man dafür ernsthaft 450 Eier verlangen!
"Schön, nicht? Alles wie neu!", meint der von der Hausverwaltung.
"Naja."
"Den Rest müssen sie mit der Gesellschaft abkaspern."
"Ja."
Schnell weg hier.

Die Choriner mit dem Starfigter zu Lubosch runter. Klage ihm mein Leid. Er ist nicht eben mitfühlend.

Nachmittags an den Rechner. Von Hans die Einladung zur Heftchen-Release-Party.
Bitte in der Liste in Luboschs Namen um Vorschläge fürs Radio.
Ein paar Änderungen und Kürzungen an den Proben für Frau Messmer.

Abends ein bisschen auf der Bank vor dem Puff in der Lotterstrasse. Aber bald los, weil schon wieder diese Müdigkeit da ist.
Könnte die ganze Zeit nur schlafen.

Frühstück mit Lubosch.

In der FAZ ein Artikel über Menschen mit Münchhausen-Syndrom. Sie erfinden Krankheiten und fügen sich selber körperliche Schäden zu, um ständige Diagnosen und Operationen zu erzwingen. Eine Unterart davon das Münchhausen-by-proxy-Syndrom. Eltern, die ihren Kindern mit dem selben Ziel körperliche Schäden zufügen. Dabei entwickeln sie großes Geschick um die Entdeckung zu vermeiden.

Bis zum Nachmittag an den Rechner. Chronik, Photogeschichte und einige kurze Sachen zusammensuchen, die vielleicht für die Berliner Szenen taugen könnten. Wohin musste man das nochmal schicken, Gerrit Bartels? Uwe weiß das sicherlich.

16.00 Uhr neues Angebot von der WIP abholen, Oderberger Strasse. Erst sagen sie, dass sie in der Oderberger nichts haben und wollen mir nicht glauben, dass ein Angebot in ihrem Schaukasten hängt. "Nee, das ist in der OderBRUCHstrasse."
Draußen sehe ich vorsichtshalber noch einmal in den Schaukasten. Da steht doch aber OderBERGER Strasse. Gehe noch mal rein, um Sie auf den Druckfehler hinzuweisen. "Huch, sie ham ja Recht. Sonst ham wa aber nie wat in der Gegend. Könnse gleich n Besichtigungstermin ausmachen, die Hausverwaltung hat gerade Sprechstunde." Sie drucken mir das Angebot aus. Ich lächle ganz bescheiden und versuche meinen Bauch besonders stark aufzublasen, bis ich bemerke, dass sie das ja gar nicht sehen können hinter diesem 1,50 Meter hohen Tresen.
Unterwegs zur Lychener mache ich einen Termin für morgen 13.30 Uhr vor dem Haus aus.
Die Lychener 41 liegt direkt neben Werners Laden. Gehe noch kurz bei ihm rein, um zu fragen, ob er schon ein passendes Rad gefunden hat. "Nee", aber ich könne erstmal ein ganz tolles für den Übergang haben. Ein Junker Starfighter.
Nino, Gregor und Peter kichern.
Als mir Werner den Starfigter zeigt, weiß ich warum. Es ist eine alte holländische Oma-Mühle, zu der es eigentlich den Baumwollbeutel mit Porreestangen am Lenker gratis dazu geben müsste.

Dann die Wohnung nebenan. Ein schmales Mädchen mit Malerflecken an Gesicht und Händen bittet mich hinein. Erdgeschoß, kleine dunkle Zimmer, lange Schlauchküche. "Das Regal mit der Arbeitsfläche lassen wir dir drinnen", verkündet sie mir freudenstrahlend. Wer ist denn wir? In einem Winkel in der Küche steht tatsächlich noch ein zweites Mädchen am Herd. Sie rührt in einem Topf und lächelt schüchtern. Ob sie stumm ist?
Ich bekomme die Telefonnummer vom Vermieter und verabschiede mich. Stecke den Zettel in meine Jackentasche. Da hole ich ihn bestimmt nicht so bald wieder raus. Mist!

Elli ist zufällig gerade in den Laden gekommen. Während Werner noch an den Rädern rumfummelt, setze ich mich mit Elli und Peter ins Alea. Peter will eine Landkommune gründen und auf Goa-Festivals Essen verkaufen.
Mit Elli alleine, erzähle ich von den Dingen, die mich nun doch mehr belasten, als ich glaubte. Dieses Gedruckse, wenn ich nach dem Kind gefragt werde und davon, dass sich in letzter Zeit so viele Leute von früher unter scheinheiligen Vorwänden wieder bei mir melden, dass es mich nervt, weil ich die reine Neugier und Tratsch-Lust bemerke.
Vielleicht bin ich übersensibel, gibt Elli zu bedenken und hat wahrscheinlich recht.

Warum wird erwartet, dass ich nun mit Lubosch zusammenziehe?

Abends in die Lotterstrasse.
Neben Lubosch an den Mac. Nochmal an der Photogeschichte. Es macht Spass, so einträchtig nebeneinander vor den Bildschirmen. Jeder hört das leise Tastatur-Klackern vom anderen. Wenn er nur zwischendurch nicht immer diese Musik-Fummel-Anfälle kriegen würde. Probiert irgendwelche Programme zum Elektromusik-Sampeln aus. Dann rumst und fiept es minutenlang im selben Beat und er pitcht das dann irgendwie, sagt er jedenfalls. "Ich pitche das jetzt, klingt gut oder?"
"Hm! Klingt gut"

Morgens als erstes Anruf bei der WIP-Sachbearbeiterin für die Wohnung in der Nr. 19.
Frau H. sei krank, eine unfreundliche Vertretung: "Nee, dit Objekt wird privatisiert, wird nich mehr wiedervermietet. Wenn ick dit so sage, könnse mir dit schon glauben. Dit hat do nüscht mit Dringlischkeit ßu tun."
So ein Ärger, da findet man nun noch eine bezahlbare und schöne Wohnung in der Gegend und die Wohnungsbaugesellschaft will die abstoßen. Höchstwahrscheinlich wird sie Ewigkeiten leer stehen und später dann ein Vielfaches kosten, weil sie Raufaser an die Wände pappen und eine komfortable Einbauküche rein zimmern.
In solchen Momenten kann ich Luboschs Hass nachfühlen. Bei ihm geht der ja soweit, dass er adrette junge Frauen mit Photoapparat, die ihn freundlich nach einer Adresse fragen, anranzt: "Verpisst Euch!"
Oder kürzlich, als ich mit ihm in der Lotterstrasse an einem Pulk junger Menschen mit süddeutschem Dialekt entlangging, furzte er laut vernehmbar und kommentierte in die verdutzten Gesichter mit überspitztem Dialekt: "So riecht Balin! Knorke, wa?" Ich wußte nicht, ob ich lachen oder mich schämen sollte.
Ohnehin bin ich mir nicht sicher, ob ich in letzter Zeit gesteigerten Wert auf Etikette lege oder einige Menschen geradezu provoziere, sich sehr unflätig zu gebärden.
A. bohrte sich beispielsweise bei einem Gespräch mit mir ungefähr 30 Minuten lang unablässig in der Nase und hörte auch nicht auf, als ich ihn darum bat. Und O. katschte mir während eines Telefonats ekelhaft schmatzend ins Ohr.
Vielleicht denken sie auch, ich mag das.

Ab 11.00 Uhr Pfriemeln an der Photogeschichte. Kann aber die Aufnahmen vom Herrnhuter Friedhof mit den Zinzendorf-Grabsteinen, auf denen Moritz, Elli und ich posieren, nicht finden.

Post von Eibolitt. Sie war eine Woche an der Elbe zum nachdenken, rauchen und essen. Leider bestätigt sie meine Vermutung nicht. Elina Kritzokat ist kein Pseudonym von ihr. Dabei hätte das so gut gepasst, auch vom Stil.

Steve Binetti. Den habe ich seit mindestens 7 Jahren nicht mehr gehört.

Die Information auf den CDs ist gar nicht auf der Unter- sondern der bedruckten Oberseite gespeichert. Warum achten dann alle immer so sorgsam auf die Unterseite? Aha, wegen der Ablenkung der Laserstrahlen durch Kratzer.

Unterlagen für die Krankenkasse ordnen.

Mit Zeitung am Fenster. Die Männer auf dem Flohmarkt-Hinterhof scheinen zu vergessen, dass man sie von hier oben aus den Fenstern beobachten kann. Alle zehn Minuten kommt jemand zum pinkeln, weil er sich dort geschützt fühlt. Misstrauisch blicken sie vorher nach rechts und links - aber nie nach oben. Auch offenbar heikle Geschäfte werden dort hinten getätigt.
Eine guter Beobachtungsposten für Polizisten - meine Wohnung. Vielleicht sollte ich mal an entsprechender Stelle mein Wohnungstausch-Angebot vorbringen.
Anruf von Sergio, dass unsere ganze Technik aus dem Schulze verschwunden sei. Er ist ganz aufgelöst. Ich beruhige ihn, dass wir die letztes mal mitgenommen haben.

15.30 Uhr nach Pankow. Auf dem Weg Lamacun an der Vinetastrasse.
In der Berliner die Skulptur. Mir gefällt die nicht. Eibolitt findet sie sehr schön und anrührend, vielleicht auch nur wegen ihres Schöpfers.

Die Wohnung in der Florastrasse hält, was ich befürchtete. Geschmacklos topmodernisiert und warm über fünfhundert. Kommt nicht in Frage. Eigentlich ist es mir sowieso zu weit nördlich.

Zu Hause Texte ausdrucken, Technik zusammensuchen, und dann ins Schulze.
Heute die letzte Veranstaltung an diesem Ort.
Nur ungefähr zwanzig Gäste. Beschließe, bloss einen Text zu lesen. Wir werden ohnehin lang genug sein.
Vier Frauen und drei Männer auf der Bühne.
Der Name der Gastleserin klingt nicht nur polnisch, sondern ist es auch. Sie kommt aus dem Schreibwerkstätten-Umfeld von Ingo und Zora. Sie liest einen Text über die Vorurteile gegenüber Polen, der bestimmt noch mehr Witz hätte, wenn er nicht ganz so ironisch überzogen wäre und als zweites mehrere Miniaturen. Die gefallen mir gut. Zora darüber, wie sie sich von iherer Großmutter via Telefon beim onanieren in Stimmung bringen lässt und Ingo einen Text der im Wilden Westen spielt. Sein alta ego heißt dort Adrian Napplecreek oder so ähnlich. Klingt gut.
Albert mit einer Homestory über den Seligmann-Abend an der HU. Der ist wahrscheinlich vor allem dann lustig, wenn man dabei war. Ich hätte ihn lieber aus der Feder von Hanno gehört.
Falke im Publikum und zum Schluss auch Spinne.
Mache nach der Veranstaltung noch einen Termin mit Falke wegen der Musik aus. Hoffentlich muss ich diese blöde Wette nicht einlösen. Obwohl ja eigentlich unklar ist, wer nun verloren hat, Lutz oder ich. Ich müsste ein Lied in der Kantine singen und Lutz sich zwei Wochen lang einen dicken Oberlippenbart stehen lassen.

Nach der Veranstaltung gleich nach Hause.

Eine Kreuzfahrt mit Elli. Immer wenn wir an Deck gehen, nötigt sie mich eine Federboa anzulegen. Sie selbst trägt ebenfalls eine und so ein Netz-Mützchen. Ihre Augenlider sind mit Unmengen silbernen Glimmers beklebt.
Doch jedes mal werden wir vom Schiffspersonal aufgefordert, die Federboas abzulegen, weil die in ihnen enthaltenen Silberfasern entgegenkommende Schiffe bei Nacht durch die Reflexionen behindern können.
"Siehst Du!", meine Reaktion. Aber Elli besteht jeden Tag wieder auf die Boas.


Mutti ruft morgens an und sagt, dass ich mich entscheiden soll, welche Dinge ich von der Liste ihrer Bekannten brauchen kann. Sonst fände es anderweitig Verwendung.
Was bitte schön eine Bauchtrage, prenatal sein soll, kann sie mir auch nicht sagen.
Wegen des Auto-Kindersitzes kann ich ja Dose mal fragen, der hat schließlich Auto.
Habe Lust rauszukommen aber das sei gerade ungünstig, sie verlegten momentan Parkett neu. Alles stünde durcheinander und es sei sehr unwohnlich.
Frage noch nach dem Onkel Adolf Kabatek. Woran der nun eigentlich damals gestorben ist und dass ich es sehr schade finde, ihn nicht näher kennen gelernt zu haben. "Hast Du doch gut kennen gelernt", meint Mutti, "sturzbetrunken hast du mit dem bis in die Morgenstunden debattiert. Da warst du siebzehn. Und er an die siebzig. Das war vielleicht ein Bild." Gestorben sei er einfach weil er alt war, krank sei der nicht gewesen. Wie ich denn jetzt auf den käme.
Ich erzähle ihr über den Artikel, den ich über ihn gelesen habe, dass seine Übersetzungen gelobt wurden und dass es nach Ansicht des Verfassers mit Asterix und den anderen französischen Comic-Übersetzungen in Deutschland niveaumäßig in den Keller gegangen sei, seit Adolf das nicht mehr gemacht hat.

Das Medikament scheint zu wirken. Jedenfalls tut es schon nach nur zwei Tagen viel weniger weh.

Bis Mittag mit Peter Braschs Essays auf dem Sessel am Fenster. Manches hat so einen permanent beleidigten Unterton.
Als ich neulich im Komtur auf der Schönhauser nachgefragt habe, stellte sich heraus, dass Brasch tatsächlich dort seine Ledermäntel kaufte.

Nachmittags an den Rechner und die Out of Lemgo-Geschichte für Montag fertig. Dann kurz ins Bett. Aber schlafen nicht möglich, weil es dauernd im Bauch rumpelt. Kann die nicht einfach auch dann schlafen wenn ich schlafen will? Rumpeln kann sie doch noch die ganze Zeit sonst.
Außerdem macht Karlchen über mir einen Mordskrach. Der und seine blöden Charts.
Also wieder aufstehen.
Esse Rührei mit grünen Bohnen.
Dann los zu Lubosch.
Zum Glück habe ich einen Fahrschein gelöst. Zum dritten mal in zwei Wochen erwischt zu werden, wäre nichts für mich.
"Wissense, nee! Das ist jetzt das dritte mal in zwei Wochen. Das ist nichts für mich. Gehnse doch zu wem anders!"
Lubosch hängt phlegmatisch vor dem Fernseher. Ist fertig, hat den ganzen Tag technischen Futzelkram für die Online-Zeit am Rechner gemacht. Erzählt, dass es gestern eine Schlägerei im Puff gab. Irgendwer hat sogar einen Aschenbecher an den Kopf bekommen. Aber Cem hätte das nicht so interessiert, obwohl der Bardienst hatte.

Zu 22.30 Uhr dann in die Ackerstrasse, wo die Truppe zum Plakate kleben verabredet ist.
Gegen 11.00 Uhr ist dann der Kleister angerührt. Wir ziehen zu fünft los.
Nach fünfzehn Minuten sind wir nur noch zu viert und nach dreißig nur nich zu dritt, weil es auch Ingo nicht so gut geht. Er ist gestern vom Rad gestürzt und hat sich wohl die Rippen geprellt.
Also kleben Ludmilla, Zora und ich den Rest der Plakate allein in Mitte. Die Stimmung ist augenblicklich fröhlicher. Ludmilla gibt mir ihren Socken, um den Kleister von meiner Jacke zu wischen. " Wie sieht das aus Bettina, so viel Sperma an der Bekleidung!"
Ich bitte darum, jeweils eine kleine Längsfalte an der Stelle meines Gesichtes auf dem Plakat beim kleben zu arrangieren, weil ich dann etwas schmaler rüberkomme.

Etwa 01.00 Uhr noch zu dritt ins Pilger. Hans, Maxe, Klinker und Steffanie da. Piefke hinter den Platten.
Kurz darauf kommen auch Lubosch und Rick. Aber nach einem Bier wieder raus.
Klinker ist ganz enthusiasmiert wegen des Juni-Radio. Schwangerschaftsgymnastik live on air! Etwas mehr Engagement beim Rauchen und Trinken und vielleicht ist sogar eine Live-Geburt drin, was? Negative Dialektik, Ficken und Serge Gainsbourg, volles Programm.
Er tut als wolle er mir Aluminium-Pfandmarken zwischen Auge und Unterlid stecken, traut sich aber nicht.
Dann mit Rick und Lubosch in die Lotterstrasse.

..voller Geheimnisse, Abenteuer, Befreiungsaktionen aus den Klauen der Berber..

Hier in Bälde am Stück, wochenweise aufgearbeitet, hübsch frisiert und duftig frisch zu lesen.

Der Herr D. verbringt den Mittag dummerweise im selben Restaurant wie ich. Kann ja schlecht wieder rausgehen nachdem ich ihn gesehen habe. Was würde er da denken. Das richtige wahrscheinlich.
Abends in die Literaturwerkstatt zur nichtöffentlichen Sparschuh Lesung. Er stelle dort sein neues Buch vor. Einladung von Kiepenheuer & Witsch. Sie haben mit Buffet gelockt. Ob sonst niemand käme?
Kann also abends nicht im Schulze mitmachen. Zora liest statt meiner.

20.30 Uhr in der Literaturwerkstatt. Sektempfang. Irgendwie piefig. Verleger, Lektoren und Buchhändler größtenteils. Alles steht wichtig herum, wirft das Haar in den Nacken und prostet sich mit Sektflöten zu.
Erst einleitende Worte von Verleger und Lektor. Dann Sparschuh, der dagegen angenehm ungespreizt anfängt. Eins zu Eins, das sei ein Wende- und Wendenroman. Er sei viel unterwegs gewesen dafür in Brandenburg, der Lausitz. Er hat ein paar Scherben mitgebracht, hält sie hoch. Ein Raunen geht durch den Saal. Warum? Weil er ein paar Tonscherben ausgebuddelt und sie mitgebracht hat? Kommt nach der preußischen nun die noch ältere Geschichte in Mode?
Die Geschichte um einen Kartographen aus dem Osten, der, begleitet von einer Kollegin aus dem Westen, Landkarten abfährt. Auf der Suche nach einem auf rätselhafte Weise verschwundenen Kollegen. Dabei stoßen sie auf die wendische Geschichte der Gegend und auf Eingeborene. Ossis und ihre Geschichten. Wendische Heiligtümer, Swantewit und kleine Liebesgeschichte dabei, natürlich.

Sparschuhs Frau und seine Tochter scheinen vor mir zu sitzen. Die Tochter, etwa 20 Jahre alt, muss immer kichern, wenn ihr Vater von der Liebe liest.
Ich suche an der Photowand rechts neben dem Podium nach Uwe. Kann ihn nicht finden. Vielleicht ist er hinter der riesigen Säule versteckt. Vielleicht haben sie ihm einen extra dezenten Platz gegeben - oder gar keinen.
Dafür Iljitsch, Oigens Eltern und die üblichen Verdächtigen.
Hier hängt ein großer Druck, in Pankow hingen noch einzelne Photos.

Verdrücke mich sofort nach der Lesung und fahre mit dem Rad noch ins Schulze. Es ist erst kurz nach zehn.
Im Schulze herrscht eine seltsame Stimmung. Besonders auf der Bühne. Ziemlich zäh und behäbig die ganze Veranstaltung. So von unten im Publikum wirkt es alles geradezu dilettantisch. Der Gast und seine Musik ist aber sehr perfekt. Die Texte bis auf einen von Gottfried recht lau. Man hat das Gefühl, als ob es ihnen selbst keinen Spaß macht.
Zu Hause noch etwas in Rothmanns Hitze vor dem Schlafengehen. Ein so dämlicher Titel für ein so gutes Buch.

 

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